Unser Finn ist an Ostern von uns gegangen :-(
Liebes Tierheim-Team,
ein vertrautes Schnarchen ist nicht mehr da. Unser Finn ist am Ostermontag im Alter von ca. 16+ Jahren im Schlaf friedlich von uns gegangen.
Finn kam vor einigen Jahren aus Rumänien ins Tierheim Remagen, ein paar Monate, nachdem wir seine Vorgängerin ebenfalls im hohen Alter gehen lassen mussten. Für uns war klar, dass sein fortgeschrittenes Alter kein Handicap darstellt, hatten wir doch ohnehin ein orthopädisches Hundebett und waren auch mit dem Umgang mit älteren Hunden vertraut; unsere Hunde hatten alle ein "biblisches" Alter erreicht.
Beim Kennenlernen dann war es dann beiderseitige Zuneigung auf den ersten Blick.
Finn blühte bei uns zusehends auf, war ein lernbegieriger Gefährte mit herausragendem Orientierungssinn und einem Gespür für schöne Dinge wie Decken, Kissen und allem, was man kuscheltechnisch in einem seiner inzwischen mehreren orthopädischen Betten verbauen konnte. Besonders heißgeliebte Decken und Kissen wurden dafür auch durch die Gegend geschleppt und tolle Relax-Landschaften damit errichtet. Auch der ein oder andere Schatz, der nicht direkt verbuddelt werden konnte, wurde gut und diebstahlsicher verpackt.
Besonders beeindruckte Finn mit seiner Fähigkeit, sich Begriffe zu merken, wenn ihn etwas besonders interessierte, weswegen einige Stichworte zuweilen buchstabiert werden mussten, um keine falschen Erwartungen zu wecken (G-R-I-L-L). Besonders mochte er Ausflüge dorthin, wo er noch nicht gewesen war, konnte sich auch komplizierte Streckenverläufe merken und war von Anfang an Auto-kompatibel und reisefreudig.
Finn war ein grundsätzlich gemütlicher Hund, der gerne und ausgiebig kuschelte, bei schlechtem Wetter auch schonmal eine seiner Decken vor sein Gesicht zog und über eine ausgeprägte kulinarische Neugier verfügte: Da er bereits mit einigen Kilo zu viel auf den Rippen zu uns gekommen war und der Abnehmerfolg trotz vieler Spaziergänge und Spezialfutter stockte, riet unser Tierarzt zu Gemüse, so er dass denn möge - und Finn liebte Gemüse - Broccoli, Paprika, Spinat, Rosenkohl, Sellerie, Möhren (aber nur im Riffelschnitt; alle anderen Formen wurden ausgespuckt), Sauerkraut und ganz besonders Spitzkohl.
Eine Not-OP vor zwei Jahren (Entfernung der Milz nach Milzerweiterung mit Durchbruch und innerer Blutung) steckte er entgegen der vorsichtigen Prognosen der Tierklinik weg wie ein Rockstar. Von einem seiner Medikamente wurde ihm zwar speiübel und dieses ließ sich auch trotz Leberwurst gut in den Garten spucken, aber seine Lust auf's Leben war ungebremst.
Finn verfügte über eine bemerkenswerte Sozialkompetenz; ältere und schwache Hunde schirmte er beim Spazieren von heranstürmenden Jungspunden ab und behandelte seine greisen Artgenossen mit äußerster Vorsicht. Er selbst sah sich durchaus als Alpha-Rüde, was er größeren Rüden gegenüber auch kundtat, aber manchmal kann auch ein cleverer Hund nicht aus seiner Haut. Als unser Kater vor zwei Jahren unerwartet und neulich erst eine unserer Katzen verstarben, war Finn direkt an ihrer Seite und begleitete sie bis zum Schluss.
Ich denke, ich sage Ihnen nichts Neues, wenn ich erzähle, dass man mit einem älteren Hund, dazu noch aus dem Tierheim, auf einige Vorbehalte trifft. Man wisse ja nicht, was der Hund erlebt habe. Dem kann ich nur entgegnen, dass Finn offensichtlich im Rudel sozialisiert und damit emotional gefestigter war, als ich es bei vielen seiner Prestige-Artgenossen erlebe. Würde man sich nur auf "Beziehungen" einlassen, bei dem man sein Gegenüber bis ins Kleinste kennt, dann hätten Scheidungsanwälte wohl wenig zu tun. :)
Dass Finn in Rumänien einiges Unschönes erlebte hatte, merkte man aber doch, da er anfangs bei jedem Stock o. ä. zusammenkauerte. Als man mit den Fingern durch seinen dicken Pelz fassen konnte, merkte man die Striemen und Narben von Schlägen, die er erlitten haben musste. Dass er auch erst lernen musste, dass Futter regelmäßig zur Verfügung steht und nicht eifersüchtigst bewacht werden muss, wäre auch etwas, das man dem ein oder anderen Menschen noch beibringen könnte. :)
Wir vermissen Finn sehr und auch wenn er nicht so lange bei uns war wie seine Vorgänger, ist er uns doch sehr ans Herz gewachsen. Wir sind zutiefst traurig.
Um Finn ein "Denkmal" zu setzen, schicken wir Ihnen einen kleinen Betrag mit dem Wunsch, dass Sie Tieren, die nur schwer zu vermitteln sind und/oder ein Handicap haben, eine kleine Freude damit ermöglichen.
Da Finn nicht nur unglaublich lieb, sondern auch fotogen war, hängen wir ein paar Bilder an. (Auf einigen ist er noch etwas pummeliger.)
Wir danken Ihnen dafür, dass Sie so einem großartigen Hund die Chance gegeben haben, trotz seines fortgeschrittenen Alters einen schönen Lebensabend zu verbringen, wo er keine Angst mehr haben musste, und unser Leben damit zu bereichern.
Herzliche Grüße,
Familie Götten
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